Autorentag #6 – Katharina Kettenhummer: Das Interview
Seit wann schreibst du?
Also genau genommen schreibe ich schon sehr, sehr lange. Ich kann mich noch gut an eine Zeit in meiner Kindheit erinnern, in der ich ziemlich häufig versucht habe, meine Gedanken zu einer spannenden Geschichte zusammen zufügen. Aber damals hatte ich weder die richtige Ausdrucksweise noch genug Durchhaltevermögen, um weiter als bis zur zweiten Seite zu kommen. Inzwischen hat sich das glücklicherweise verändert. Vor einigen Jahren kam ich eher durch Zufall, zu ein paar guten und interessierten Lesern, für meine damaligen Kurzgeschichten. Und so hat es sich ergeben, dass ich irgendwann genug Selbstbewusstsein hatte, ein ganzes Buch schreiben zu wollen, aber vor allem auch, daran zu glauben, es schaffen zu können. So hat quasi alles angefangen.
Was liebst du am Schreiben?
Die Ruhe, den inneren Frieden, das eins sein mit mir selbst. Dieses unglaubliche Gefühl, eine neue Welt zu erschaffen, die wenn alles gut geht, auch andere Menschen in ihren Bann zieht. Ich liebe das Gefühl, wenn meine Finger über die Tasten fliegen. Wenn das Klackern der Tastatur zu einem beständigen Hintergrundgeräusch wird, während die Geschichte zu laufen beginnt. Ich sitze beim schreiben, so lange
es geht auf meinem kleinen Balkon, der mir einen super Blick auf unsere Wiese gibt. Im Sommer grasen dort unsere Ziegen. Die Vögel zwitschern schon früh morgens und hüllen mich ein bisschen ein. Das ist dann fast wie Hypnose. Da bin einfach nur ich, jede Menge Tiere, die einfach da sind ohne sich an mir zu stören und meine Geschichte.
In welchen Genre schreibst du?
Ich schreibe erotische Liebesromane. Dieses Thema war auch in meinen ersten Kurzgeschichten das wichtigste. Ich beschäftige mich sehr gerne mit diesem Thema, einfach, weil es uns alle betrifft. Und dennoch ist es immer noch so, dass genau darüber beharrlich geschwiegen wird. Die wenigsten Menschen reden darüber, beinahe so, als ob es etwas Verbotenes wäre. Aber ich finde, dass wir da noch viel von und übereinander lernen können. Hin und wieder hatte ich schon den Gedanken, dass ich als Sexualtherapeutin möglicherweise ziemlich erfolgreich sein könnte. Denn ohne Witz, als meine ersten beiden Bücher erschienen sind, kamen plötzlich Menschen auf mich zu, die ich kaum kannte, und erzählten mir ihre intimsten Probleme, weil ich ihnen da bestimmt helfen könnte. Ich muss mich ja schließlich bestens
auskennen, wenn ich solche Bücher schreiben konnte. Tja, wenn ich an diese Begegnungen denke, muss ich immer noch schmunzeln.
Was machst du bei einer Schreibblockarde?
Phu, ich habe tatsächlich gerade eine hinter mir. Mein Kopf war schlicht zu voll mit Problemen und Sorgen, da war kein Platz für eine schöne Geschichte. Zu viele was ist wenn´s und was mache ich, wenn das nicht klappt, haben mich einfach zubetoniert. Und das ist dann das nächste Problem. Gegen diese Art der Schreibblockade kann ich gar nichts machen. Ich muss quasi erst die Gründe meiner Sorgen beseitigen oder es aussitzen. Das hat in diesem Fall beinahe 8 Monate gedauert. Aber seine Probleme kann man sich ja leider nicht aussuchen. Aber wenn es mir psychisch gut geht, dann habe ich eigentlich keine Schreibblockade, höchstens Mal einen Tag an dem ich keine Lust habe zu tippen.
Wie lange brauchst du für einen Roman?
Das kommt natürlich auf die Länge an. Das schreiben an sich – das wird vermutlich nicht nur mir so gehen – ist ja nicht die meiste Arbeit. Meinen letzten Roman habe ich in vier Monaten geschrieben. Aber bis die Testleser durch waren, bis ich selbst alles nochmal überarbeitet habe, bis das Cover fertig war, hat es fast ein Jahr gedauert. Ich schätze es diesmal ähnlich ein. Ich hoffe, dass ich es bis Herbst schaffe, das Manuskript fertig zu machen, und dann geht´s wieder an die kleinliche zeitaufwendige Arbeit des Überarbeitens und korrigierens.
Darfst du bei den Covern mitbestimmen?
Ja. Ich bin ja SP´lerin und gestalte bei den Covern mit. Zumindest bisher. Mal sehen,
wie es bei meinem aktuellen Buch wird. Bisher hatte ich eigentlich immer eine
genaue Vorstellung, welches Cover zur Geschichte passt. Diesmal bin ich noch nicht
weit genug. Deshalb hat es noch nicht einmal einen Titel. Aber ich bin da optimistisch.
Kommen weitere Bücher von dir raus?
Auf jeden Fall. Wie oben schon gesagt arbeite ich gerade an einem, welches hoffentlich anfang nächstes Jahr, veröffentlicht werden kann. Außerdem habe ich unter einem offenen Pseudonym ein Kinderbuch geschrieben, das hoffentlich in den nächsten Wochen endlich in Druck geht. Ich warte schon sehnlichst darauf. Ich habe auch dann noch vor, weiter zu schreiben. Ich möchte auch wieder etwas öfter eine Kurzgeschichte für meine Website schreiben, damit auch auf dieser Plattform immer mal wieder, etwas passiert.
Was hast du dieses Jahr noch vor?
Also auf jeden Fall, das aktuelle Werk fertig stellen. Das Kinderbuch endlich in Händen halten und ein paar Kurzgeschichten schreiben. Außerdem möchte ich einige der alten Geschichten überarbeiten und auch meine letzten Bücher noch mal Überarbeiten. Dann würde es mich sehr freuen, wenn die Arbeit mit einer tollen Sprecherin, die ein neues Projekt ins Leben gerufen hat, in dem sie Streams macht, bei
denen sie immer einige ausgewählte Zeilen eines Buches von Autoren und Autorinnen vorstellt, weiter laufen würde. Sie hatte eine tolle Idee, um für uns beide was Tolles draus zu machen, und ich hoffe, dass daraus etwas wird.
Wie ist dein Alltag als Autorin?
Ich bin Mutter und betreibe nebenwirtschaftlich mit meinem Mann eine kleine Landwirtschaft. Und ich bin auch Arbeiterin. Das ist mein Alltag. Tatsächlich komme ich zwar jetzt gerade – da Sommerferien sind – wesentlich häufiger zum Schreiben, aber während des Schuljahres hauptsächlich abends. Wenn ich mich dann hinsetze, stelle ich mir eine dampfende Tasse Kaffee oder Tee hin, setze mich auf den kleinen
Balkon, genieße die Natur die mich absolut am meisten beim Schreiben beeinflusst und dann geht es los. Während ich schreibe, möchte ich Ruhe haben. Meine Kinder oder mein Mann lenken mich einfach zu oft ab – und ja, ich gebe zu, da bin ich recht schnell genervt. Deshalb ist meine Schreibzeit, weit weg von der Alltags Zeit und weit weg von den Wachphasen meiner Kinder.
Was machst du beruflich?
Mein Beruf spielt sich in einem Baumarkt ab. Ich arbeite in einer großen Baumarktkette im Gartencenter. Da mein Lehrberuf Landschaftsgärtner ist, und meine Lieblinge einfach die Blumen sind, habe ich dort eine tolle Verbindung von Arbeit, die mir Spaß macht, und Arbeitszeiten, die mit der Kinderbetreuung vereinbar sind.
Was sind deine Hobbies neben dem Schreiben?
Also ich muss ehrlich zugeben, dass neben Job, Familie, Landwirtschaft und schreiben, nicht mehr wirklich Zeit für andere Hobbys bleibt. Abends im Bett lese ich gerne und auch viel. Und gerade jetzt im Sommer bewirtschafte ich meinen Garten, der in den vergangenen Monaten, gewaltig vergrößert wurde. Dort wachsen Blumen, Obst und Gemüse und auch wenn das Wetter dieses Jahr meine Tomaten Ernte beinahe völlig ruiniert hat, habe ich eine große Freude daran, immer weiter zu pflanzen und zu pflegen.
Lieblings…:
…autor: Da könnte ich mich niemals ganz festlegen, aber ein großer Favorit ist und bleibt Diana Gabaldon, die mich nach wie vor mit ihrer Outlander Reihe fasziniert.
…buch: Phu. Das ist wie mit Lieblingsessen. Ich mag so viele Dinge, dass ich es einfach nicht sagen kann. Gerade jetzt lese ich ein Buch, das mich so fesselt wie schon lange kein anderes mehr. Das letzte Mal, das ich bis spät in die Nacht gelesen habe, ohne Müde zu werden, ist echt schon eine Weile her. Das Buch ist – Sommer der Wahrheit von Nele Neuhauser.
…verlag: Auch da muss ich passen. Mit Verlagen habe ich mich generell noch nicht so viel auseinandergesetzt. Aber das ergibt sich vielleicht auch noch.