Autorentag

Autorentag #5 – Alizée Korte: Der Lesetipp

Sag den Wölfen, ich bin zu Hause von Carol Rifka Brunt

 


Erscheinung: 02.05.2019
Verlag: Eisele Verlag
ISBN: 978-3961610563
Ausgaben: E-Book, Taschenbuch, Hörbuch
Umfang: 480 Seiten
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Der Klappentext:

Manche Verluste wiegen so schwer, dass sie nicht wiedergutzumachen sind. So geht es June Elbus, als ihr Onkel Finn stirbt, der Mensch, mit dem sie sich blind verstand, der ihr alles bedeutete. Doch mit ihrer Trauer ist sie nicht allein. Schon bald nach der Beerdigung stellt June fest, dass sie sich die Erinnerung an Finn teilen muss – mit jemandem, der sie mit einer schmerzhaften Wahrheit konfrontiert. Der sie aber auch lehrt, dass gegen die Bitternisse des Lebens ein Kraut gewachsen ist: Freundschaft und Mitgefühl.

 

Meinung der Autorin:

Ein Buch, das mich zuletzt tief beeindruckt hat und immer noch in mir nachklingt, ist „Sagt den Wölfen ich bin zu Hause“ von Carol Rifka Brunt. Es thematisiert so viele Dinge und ist gleichzeitig die zarte, unfassbar berührende Liebesgeschichte zweier Männer in New York. Protagonistin ist allerdings keiner von diesen beiden, sondern die 14-/15-jährige Nichte des einen. Sie erlebt in den 80er Jahren, wie eben dieser von ihr bewunderte und umschwärmte (Paten-)Onkel an AIDS erkrankt und stirbt. Viele Tabus prägen damals die Wahrnehmung dieser „Schwulen-Krankheit“, auch in der Familie der jungen June wird nicht darüber gesprochen. Nach dem Tod des Onkels taucht ein Mann uneingeladen auf der Beerdigung auf und vage steht im Raum, dass dieser Kerl aus schlechten Verhältnissen wohl den Onkel, der ein berühmter Maler war, infiziert und somit praktisch umgebracht hat. Doch June stellt bald fest, dass sie und dieser Mann eine Verbindung haben – sie wurden beide von dem Verstorbenen geliebt. Spätestens hier könnte es sehr seltsam werden: ein AIDS-kranker Mann und ein so junges Mädchen entdecken Gefühle füreinander. Aber so ist es nicht. Der Autorin gelingt es ganz wunderbar, hier eine andere, sehr keusche und doch verantwortungsvolle Art von Liebe zu zeichnen, die an keiner Stelle ins Fragwürdige abgleitet. Vielschichtig wie der Roman aufgebaut ist, geht es gleichzeitig nicht nur um das Mädchen und den Mann, sondern auch um die Beziehung zwischen June und ihrer wenig älteren Schwester. Und um die Beziehung der Mutter zu ihrem verstorbenen Bruder. Hier wirft Brunt Licht auf die Schattenseiten der Geschwisterliebe: Eifersucht, Neid und Missgunst kommen zutage. Wie ein Symbol der Vielschichtigkeit geht es immer wieder auch um das letzte Bild, dass der verstorbene Künstler malte. Darauf zu sehen sind June und ihre Schwester – und so viel mehr.

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