[Interview] Kay Noa
Seit wann schreibst du?
Ich habe auf ausdrücklichen Wunsch meiner Grundschullehrerin in der 1. Klasse mit dem Schreiben begonnen. Das fand ich damals absolut tyrannisch, weil ich persönlich viel lieber gelesen hätte. Aber rückwirkend, war es nicht schlecht, weil ich dann doch recht bald mit dem Schreiben begonnen habe. Meine Frühwerke, so Anfang der 5. Klasse, handelten von irgendwelchen Pferdeabenteuern und ich bin nicht unglücklich, dass die unwiederbringlich verschollen sind. Mit dem Studium habe ich dann mit der Schwerttanz-Saga begonnen, einfach weil ich neben dem Juradeutsch ein Gefühl für die normale erzählende Sprache behalten wollte. Tja … und dann hat es mich gepackt.
Was machst du bei einer Schreibblockade?
Weiß ich nicht. Ich hatte in dem Sinne noch keine. Wenn ich jetzt sage, ich habe mich mit viel Disziplin und einer gehörigen Portion Sturheit durchgebissen – Satz für Satz, Absatz für Absatz, Seite für Seite … – dann war es vermutlich keine echte „Blockade“, oder? Ich bin da aber vermutlich auch nicht so anfällig, weil ich ohnehin beim Schreiben leide. Ich bewundere Kollegen, die da fröhlich lostippen und immer weiterschreiben, bis dann halt mal das ENDE kommt. Bei mir ist jede Szene ein Kampf, ich finde immer die Art von Szene, an der ich gerade bin, am Schlimmsten. Aber weil ich das Endprodukt liebe, schreibe ich trotzdem. Es ist vielleicht so ein bisschen wie Kinderkriegen.
Wie lange brauchst du für einen Roman?
Puh, das ist so eine Frage, die man nicht beantworten kann. Wie lange braucht man zum Kochen? Wie lange fährt man in den Urlaub? Es kommt darauf an, wie aufwändig die Story ist und wie lang das Buch. Die Schwerttanz-Saga ist ja eher so ein 8-Gänge-Menü mit Sterne-Anspruch, da hab ich mehr Notizen als andere Bücher. Meine Märchen – wie jetzt die Brombeerprinzessin zum Beispiel – sind da eher ein schnelles Nudelgericht. Auch sehr lecker, aber viel schneller zubereitet. Da muss ich mich auch nicht in eine völlig fremde Welt denken, sondern kann in einem vertrauten Umfeld bleiben. Das geht schneller. Da bin ich netto in so etwa 2 Monaten fertig. Da ich aber nicht so viel Schreibzeit habe, kann das brutto sehr unterschiedlich sein. (Seufz)
In welchen Genres schreibst du hauptsächlich?
Das ist auch schwierig. Es gibt ja Set-Genres, die sich über den Ort oder die Zeit der Handlung bestimmen – History erzählt in der Vergangenheit, Science Fiction in der Zukunft und Fantasy in einer Welt, die es (jedenfalls so) nicht gibt.
Dazu kommen dann Plot-Genres, die über die Art der Handlung definiert werden – das wären dann die Liebesromane, die Rätselromane (Krimis und Mystery), die Thriller- und Abenteuerromane, die auf Action und Spannung setzen. Da eine Geschichte durchaus mehrere Elemente enthalten kann, gibt es da auch Mischungen.
Dann gibt es die Stimmungs-Genres – Komödie (lustig), Tragödie und Drama (traurig) und Horror (gruselig). Und noch Genres wie Erotik, die sich durch die Gestaltung und Erzählart, hier detaillierte Sex-Szenen, definieren.
Warum hole ich so weit aus? Weil ich meine, kein Buch bedient nur ein Genre, weil es ja immer mindestens ein Setting und einen Plot hat, nicht wahr?
Ich schreibe gerne im Bereich Fantasy, immer mit Ironie und Humor, aber mal mit mehr, mal mit weniger Liebe, wie in meinen Paranormal Romance-Büchern „Herausgelesen“, „Hellion“ oder den „Vampire Guides“. mal mit Krimi-/Thrillerelementen wie bei „Whitehall Shadows“.
Bei meinen Märchen ist Fantasy dagegen in der Regel nicht so wahnsinnig ausgeprägt. Da ist es mir wichtig, in dem modernen Umfeld (meist München, weil ich mich da am besten auskenne) zu zeigen, dass wir alle (!) jederzeit (!) magisch (!) sein können, wenn wir nur daran glauben. Das ist doch fantastisch! Findest du nicht?
Darfst du bei den Covern mitbestimmen?
Natürlich. Da ich meine Bücher selbst veröffentliche und nur mit Verlagen arbeite, wenn das Buch fertig ist, habe ich als zahlender Auftraggeber das letzte Wort. Theoretisch. Allerdings wäre ich ziemlich doof, wenn ich mir teure Berater nehme und dann auf ihren Rat nicht höre. Tatsächlich ist einer meiner Designer sogar so frech, dass er sagt, wenn mir das Cover gefällt, taugt es nichts. Es gehört da ja mehr dazu, als ein schönes Motiv zu finden. Das ist eine Wissenschaft für sich und da höre ich gerne auf Profis.
Kommen von dir in diesem Jahr noch weitere Bücher raus?
Jetzt ist ja gerade erst die Brombeerprinzessin erschienen. Dann möchte ich Band 6 der Schwerttanz-Saga rausbringen (siehste, muss ich mich ums Cover kümmern!) und wie immer mein Weihnachtsmärchen bringen, dieses Jahr unter dem Titel „Drossel & Bart“ mit einem IT-Girl, das Sozialstunden ableisten muss, und dabei mit einem Sozialarbeiter aneinandergerät.
Was hast du dieses Jahr noch vor?
Mal sehen. Am liebsten gemütlich diese Bücher schreiben.
Aber es wird anders kommen. Planung ist ja immer die Ersetzung des Zufalls durch Irrtum, aber in diesem Coronajahr ist das schon eine besondere Art von Glücksspiel, auch nur den Einkaufszettel im Voraus zu schreiben. J
Ich hoffe, dass wir den Relaunch von Skoutz mit dem neuen Design von E.F. von Hainwald hinbekommen, und dann auch unser Blogger-Programm starten können. Dann hoffe ich noch mehr, dass der Skoutz-Award auch virtuell gut über die Bühne geht, dass wir mit Skoutz-TV ein virtuelles Lesungsformat an den Start bekommen und überhaupt alles für ein hoffentlich ruhigeres 2021 vorbereitet wird. Dieses Jahr möchte ich eigentlich nur noch überstehen. Im Haus muss ich auch noch renovieren und in der Arbeit … ach …
Wie ist dein Alltag aus Autor?
Hart umkämpft – ich muss mein Autorendasein mit Fackeln und Heugabeln gegen den Skoutz-Kauz, meinen dauerquengelnden Tierpark, meine lieben Freunde und natürlich meinen Hauptjob …
Was machst du (haupt)beruflich?
Im Hauptjob bin ich Rechtsanwalt in einer renommierten Wirtschaftskanzlei, versuche dort vor allem bei großen Bau- und Energieprojekten alles so zu koordinieren, dass am Schluss einigermaßen pünktlich das rauskommt, was man anfangs vereinbart hat, ohne sich unterwegs die Köpfe einzuschlagen.
Und dann ist da noch Skoutz. Das ist auch ein schnell wachsendes Projekt, Magazin, Award und Agentur – das sind inzwischen 10 Leute, die da arbeiten. Wahnsinn!
Welche Hobbys hast du neben dem Schreiben?
Auch wenn du mich jetzt für verrückt hältst – ich hab ja noch meine Tiere, die Pferde, den Reservewerwolf Bruno, meinen Garten, das Haus. Dazu gehe ich gerne bouldern und skifahren und liebe es zu lesen. Am liebsten in der Badewanne! Da stört mich keiner.
Lieblinge:
- Autor – da gibt es viele, je nach Stimmung. Marion Zimmer Bradley, J.K. Rowling und George RR Martin haben mich mit ihren Weltenentwürfen sehr beeindruckt; John Maddox Roberts mit seiner Art, Geschichte zu interpretieren. Ich verehre Oscar Wilde für die Eleganz seiner Sprache und Mark Twain, Tom Sharpe, Douglas Adams und Terry Pratchett für ihre treffsichere Ironie. Ach …
- Buch – Den Duden. Ich finde es enorm, wie instinktsicher die Dudenredaktion doch die Entwicklung der deutschen Sprache begleitet und hier für verlässliche Regeln sorgt. Der hat mir schon oft über Schreibblockaden hinweggeholfen, weil ich sonst an der Frage, wie man Elysium/Elisyum/Elisium jetzt schreibt und wie man den Konjunktiv mit dem Plusquamperfekt richtig kombiniert, tagelang brüten, mich dumm fühlen und dann die Lust am Schreiben verlieren würde.
- Verlag – da habe ich keinen. Mich interessiert nur der Inhalt des Buchs und nicht die Vita des Autors oder die Marketingstrategie des Verlags. Da halte ich es – welch Wunder! J – ganz mit Skoutz: Nur die Geschichte zählt!