Autorentag #4 – Katherina Ushachov: Das Interview

Hallo Bücherwürmer,
im ersten Teil haben wir die Autorin ein wenig kennengelernt und auch einen Blick ins neue Buch werfen dürfen. Nun kommt der zweite Teil dran – ein Interview mit der Autorin, während im letzten Teil ein Lesetipp der Autorin vorgestellt wird. Aber schauen wir uns erstmal das umfangreiche Interview an. Es auf jeden Fall spannende Antworten da.

Seit wann schreibst du?
Kommt darauf an, wie die Frage gemeint ist. Meine ersten Geschichten, bei denen ich Wörter benutzt habe, waren Comics und Pokémonfanfiction. Da war ich acht. Meinen ersten Romanversuch schrieb ich mit zehn am PC, allerdings fraß ein PC-Crash die Datei und ich habe das Projekt fallen gelassen. Es folgten abgebrochene Projekte so mit dreizehn und viel Potter-Fanfiction mit vierzehn. Parallel entdeckte ich in dem Alter das Thema Vampirismus für mich, beeinflusst durch Anne Rice und startete mehrere Versuche, Vampirromane zu schreiben. Als professionelle Autorin sehe ich mich persönlich seit den Ereignissen, die zu meinem ersten Verlagsvertrag führten. Bisher habe ich – Hobbyautorin halt – so vor mich hingearbeitet, wie ich Zeit und Lust hatte. Aber dann hatte ich die Gelegenheit, bei
einem kleinen Verlag vorstellig zu werden. Auf die Frage „Hast du was für uns?“ antwortete ich mit „Ja, ist aber noch sehr roh.“ Auf die Folgefrage, wann man es haben kann, mit „Dezember 2014.“ Und auf einmal hatte ich eine Deadline und musste mich trotz Unistress, Real Life, Bachelorarbeit und anderen Stressfaktoren durch einen
Roman ackern, der sehr, SEHR unvollkommen war. Da hat es Klick gemacht und ich habe nicht mehr einfach nur ein bisschen geschrieben, wenn ich Lust hatte, sondern richtig gearbeitet. Kurzfassung: Ich schreibe seit 1998, professionell im Sinne von beruflich schreibe ich seit Anfang 2014. Auch wenn am Ende aus dem Verlagsvertrag nichts geworden ist und ich das Buch im Januar 2019 selbstständig herausgebracht habe, war das ein wichtiger Schritt für mich.
Was liebst du am Schreiben?
DAS ist eine knifflige Frage. Liebe ich es? Ich habe es mir nicht ausgesucht, es kam
einfach zu mir. Das ist wie bei „Harry Potter“, der Zauberstab sucht sich den Zaubernden aus. Nicht umgekehrt. Ich weiß, dass ich nicht nicht schreiben kann. Das geht nicht. Selbst im Urlaub drehe ich nach spätestens ein paar Tagen durch und fange an, irgendwas zu kritzeln. Vermutlich liebe ich am Schreiben also das Schreiben selbst.
Was machst du bei einer Schreibblockarde?
Habe ich im klassischen Sinne nicht, dieses oft beschriebene „Ich schaue auf mein
weißes Blatt, der Cursor blinkt und nichts geht mehr“ oder „Ich bin bei Szene x und mir fällt jetzt wochenlang nix mehr ein“. Das passiert mir nicht. (Klingt vermutlich arrogant). Wenn ich bei einer konkreten Geschichte nicht weiterkomme, hat das einen konkreten Grund. Aktuelles Beispiel: Von mir wurde eine Geschichte angefordert und ich hatte eine Idee, die ich weiterverfolgt habe. Irgendwann stellte ich fest, dass ich mich regelrecht sträube, daran weiterzuarbeiten. Das Problem? Ich habe gesehen, wie ich auf die Maximalzeichenzahl zurase, ohne zum Ende zu kommen und auch wenn ich durchaus Kürzungspotential sah, stellte ich fest, dass es dennoch unmöglich sein würde, diese Geschichte in der vorgegebenen Zeichenzahl zu halten. Das hat den Ideenfluss nachhaltig gestoppt – bis ich mir eingestanden habe, die Story zwar nicht vor die Wand gefahren zu haben, aber dass der Plot mindestens eine Novelle hergibt. Aber keine Kurzgeschichte. Also schreibe ich die Geschichte für mich und für die Anfrage eine andere. Problem gelöst, die Ideen fließen wieder in Bezug auf diese Geschichte. Mit anderen Worten: Es steckt immer ein konkretes Problem dahinter, das man lösen kann.
Wie lange brauchst du für einen Roman?
Mein Rekord für einen Roman liegt bei zwölf Tagen für die Rohfassung. (Für eine Novelle bei acht.) Das erste Buch, das ich überhaupt fertiggeschrieben habe, hat dafür neun Monate gebraucht. An meinem nächsten SP-Buch habe ich etwa zweieinhalb Monate geschrieben. Es schwankt. Mal kann ich einen Monsterroman mit 83k in der Rohfassung (und das heißt bei mir, dass die Folgefassung durchaus 100k lang werden kann oder länger) in einem Monat runterschreiben, mal brauche ich für einen eigentlich recht schlanken Roman zweieinhalb Monate und habe am Ende etwa 43k. Rohfassungen entstehen bei mir in der Regel sehr schnell, da ich oft im Unterbewusstsein einen Plan habe und wenn ich dann beim Schreiben in den „Flow“ komme, nur noch schreiben muss, was mein Kopf ausgibt (bin dann oft genug selbst überrascht). Ich lasse meine Bücher allerdings sehr lange liegen und die Überarbeitung verschlingt oftmals das Mehrfache der Schreibzeit.
Darfst du bei den Covern mitbestimmen?
Kommt darauf an. Bei meinem ersten Verlagsbuch fand ich den Entwurf so perfekt,
dass ich nichts daran zu mäkeln fand. Ich meine … Raumschiffe! Weltraum! Wie das beim nächsten Verlagsbuch sein wird, sehe ich dann. Ich weiß, dass es zu den
anderen Büchern passen muss (es wird Teil einer Serie), aber bin eigentlich guter
Dinge. Und bei meinen SP-Büchern suche ich mir selbst aus, wer sie designen soll und habe dadurch natürlich volles Mitspracherecht.
Kommen weitere Bücher von dir raus?
Selbstredend. Aktuell schreibe ich an Buch Nummer 22, falls ich mich nicht vollkommen verzählt habe. 2019 erscheint auf alle Fälle noch ein zweites Buch im Selfpublishing.
Was hast du dieses Jahr noch vor?
Schreiben, schreiben, schreiben. Ich möchte 2019 drei Rohfassungen von Romanen
fertigstellen. Und dazwischen noch Kurzgeschichten und vielleicht die eine oder andere Novelle. Kurzformen sind toll.
Genauer gesagt:
1. Den Roman beenden, den ich im November 2018 angefangen habe
2. Einen Kurzroman für einen Verlag schreiben, der 2020 erscheinen soll
3. Einen Roman im NaNoWriMo schreiben, aber ich weiß noch nicht, was für einen.
Wie ist dein Alltag als Autorin?
Autorenleben ist eigentlich immer da. Selbst wenn ich nicht schreibe, gibt es Dinge zu
tun, die im Laufe der Woche anfallen: Facebook bestücken, die Homepage aktualisieren, sonstige Dinge im Social Media. Dann natürlich das Überarbeiten von
Geschichten, die aus dem Lektorat kommen. Es gibt also ganz viel Drumherum, das
erledigt wird, wann es anfällt. Ich betreue ja auch beispielsweise selbst ein
Schreibforum, wenn dann jemand von „meinen“ Autor*innen Hilfe braucht, springe ich. Geschrieben wird meist eher am Abend, davor muss ich arbeiten – womit ich zur
nächsten Frage überleiten kann :D.
Was machst du beruflich?
Ich arbeite als freie Lektorin mit verschiedenen Selfpublisher*innen und zwei
Kleinverlagen zusammen. Im Lektorat habe ich mich auf Fantasy spezialisiert, mache
aber auch andere Genres, wenn mich die Story packt und ich weiß, dass ich das auch
fachlich packen kann. Was ich nicht lektoriere, ist Romantasy. Oder Erotik. Was ich
selbst nicht lese, kann ich fachlich nicht beurteilen. Aber ich korrigiere alles, was Buchstaben hat und bei drei nicht auf dem Baum ist. Mit anderen Worten: Mein Tag besteht meist aus: Frühstück, Social Media abarbeiten, Arbeit, Mittagessen, Arbeit, Kaffee, Arbeit, Schreiben, Abendessen, Schreiben. In der Reihenfolge. An manchen Abenden mache ich 20:15 Feierabend, um eine Serie oder einen Film zu schauen.
Da ich als Freiberuflerin keine Trennung zwischen Beruf und Freizeit habe und am
selben PC beruflich und in der Freizeit hantiere, sind mir meine Serienpausen heilig.
Was sind deine Hobbies neben dem Schreiben?
Zunächst möchte ich klarstellen: Schreiben ist für mich kein Hobby. Auch kein Beruf,
dazu kann ich derzeit zu schlecht davon leben. Schreiben ist Berufung. Also antworte
ich mal auf die Frage, was ich für Hobbys habe :P. Da sich mein Leben zu 90% um Bücher dreht und Lesen eher unter Fortbildung denn unter Hobby fällt (ja, als Lektorin muss ein Buch sehr gut sein, damit man nicht versehentlich nach Fehlern sucht), sind meine Hobbys eher buchlos. Ich spiele gerne alte Editionen von Pokémon (oder alte Spiele aus dem Franchise von Star Wars) auf meinem Gameboy Advance, zocke uralte Spiele wie Drakensang – Strom der Zeit, Morrowind oder Vampires Dawn auf dem Rechner oder versuche mich in Digital Arts. Zeichnen und Spielen kann den Kopf herrlich freipusten.
Lieblings…:
…autor: Anne Rice
…buch: Öhm … Ich habe in meinem Leben Bücher im vierstelligen Bereich gelesen, ich
habe keinen eindeutigen Favoriten.
…verlag: O’Connell Press. Der einzige Verlag, von dem ich fast jedes Buch besitze,
gelesen habe und bis auf wenige Ausnahmen heiß und innig liebe.

2 Kommentare bei „Autorentag #4 – Katherina Ushachov: Das Interview“

  1. Huhu,

    ein sehr spannendes Interview. Ich habe ja bereits zwei Bücher von Katherina gelesen und mag ihre Geschichten sehr. Auch als Mensch finde ich sie sehr sympathisch und es war interessant, mehr über sie zu erfahren.

    In einem Punkt habe ich mich selbst erkannt: Schreiben ist Berufung. Mir geht es da genauso wie ihr, ich kann nicht nicht schreiben. Ich werkle ständig an irgendwelchen Geschichten.

    Liebste Grüße und ein schönes Wochenende!
    Myna

    1. Hallo Myna,
      das freut mich, dass du das Interview spannend fandest.
      Ich wünsche dir noch viel Spaß beim Schreiben.
      LG
      Anne

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